Volltext: Friedrich Preller d. Ä.

auf der sich alles Weitere leicht aufbauen lasse. Wem sich in der menschlichen Gestalt, 
als der Krone der Schöpfung, die Schönheit, d. h. das harmonische Ebenmaß aller 
Teile unter sich und im Verhältnis zum Ganzen, einmal erschlossen habe, dem werde 
sie auch in Tieren und Pflanzen, in der Landfchaft, in der Architektur offenbar und 
verständlich werden. Anderseits werde man es auch dem Landfchaftsbilde leicht an: 
merken, wenn seinem Schöpfer diese Grundlage fehle. 
Jm Malen förderte ihn das Kopieren in verjüngtem Maßstabe nach Rubens, 
dessen gewaltiger Geist, reiche Phantasie und blühende Farbe ihn vor anderen anzogen, 
und nach van Dyck. An diesen erinnert in der Feinheit der Farbentönung ein Bildnis, 
das Prel1er in jener Zeit von dem ihm befreundeten Maler van Roy gemalt hat. 
An dieser Stelle mag eine Bleistiftskizze zu diesem Bilde Platz finden CAbb. 5J. 
Am Schlusse der Prüfung wurden die Besten jedesmal vor einer geladenen Ver: 
fammlung, an der die ersten Familien der Stadt teilnahmen, gekrönt  eine Ein: 
richtung, der PrelIer die frühe technische Reife der jungen Leute, aber auch den Mangel 
an idealem Streben zuschrieb. 
Uber die von den Schülern gefertigten Kopien alter Bilder hatte sich der Direktor 
die Verfügung vorbehalten. Um nun doch etwas nach Haufe schicken zu können, wagte 
sich Preller wieder an eine eigne Komposition. Abermals ein Stück Volksleben: ein 
Bäreuführer mit feinem Gefolge, von Zufchauern umgeben. Das Bild befindet sich jetzt 
im Großherzoglichen Museum zu Weimar; Kanzler von Müller sah es Sonntag den 
9. Januar 1825 bei Goethe und bezeichnete es als wohlgelungen. Ich gebe hier das 
weniger leicht zugängliche, flott gemalte Studienblatt wieder CAbb. 6J. 
Später schickte Preller noch ein zweites kleineres Bild nach Weimar: Gretchen am 
Spinnrad. Dieses behielt der Großherzog für sich. Jahrzehntelang hat es im Schloß 
gehangen, jetzt hat mir niemand sagen könen, wo es hingekommen ist. Für unseren 
Künstler hatte dieses Bild eine besondere Bedeutung: das Mädchen, das ihm dazu 
gesessen, hatte sein Herz gewonnen, und er hatte sich mit ihr verlobt. Marie war 
die Tochter des Schiffskapi: 
täns Mathias Erichfen, der 
  aus Flensburg nach Anti 
   werpen verzogen war. Ihn 
  ,.,:ssMi  hatte Preller nur flüchtig 
   s,     kennen gelernt, jetzt war er 
  L ; auf einer längeren See: 
   I   reife begriffen. Die Mut: 
  es ff s.  IF , Z; ter machte ihre EinwilIigung 
     zu dem Bündnis von der 
   ji,   seinen abhängig, ließ es sich 
T  s;   aber gefallen, daß siE di; 
s  Z   Ik;IJ H  junge Künstler, der ur 
  M E s   sein offenes, treuherziges 
  I     Wesen und durch feinen 
 ,.i E    Fleiß und seine Begeiste: 
   Es  sung für die Kunst bald ihr 
  As, J  Hi Vertrauen gewonnen hatte, 
      , schon jetzt Mutter nannte. 
 ej  X  Z     Mit der Heirat hatte es 
J    noch gute Weile; Marie 
 T Cgeb. im MäEz 1sF11J war 
    sit . no ein aI es ind, und 
  XII  s des, junger, Verlobte mußte 
 T  noch sehr viel lernen; dazu 
Abb.14. Buonaventura Genelli. Bleiftiftskizze1833. war  Aha: die Ver, 
cZu Seite 32.; lobung ein kräftiger Sporn.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.