Volltext: Über Fette, Öle, Leinölersatzmittel und Ölfarben

wie erwähnt, die Leinöle, abgesehen von der Nebengruppe der ge- 
sättigt-ungesättigten festen Glyceride, die man noch nicht genau 
genug kennt, wahrscheinlich mehr nach dem Schema. 
Len L0] O1 
    
Len L01 O1 
zusammengesetzt. Dieses fordert zur Absattigung aller Doppel- 
bindungen in molekularer Weise nur 56 Atome Sauerstoff gegen 
60 Atome des obigen. Die "theoretische" Sauerstoffaufnahmezahl 
der Leinöle als mechanische Gemenge von fünf gemischtsaurigen 
paarigen Glyceriden wäre also geringer, als irgend eine der praktisch 
gefundenen Höchstgewichtsaufnahmezahlen und geringer als die aus 
dem einfachen Triglycerid errechnete Zahl 21,8, die bisher als die 
theoretische Sauerstoffaufnahmezahl von Leinölen bei gewöhnlicher 
Temperatur galt. Schon hieraus und aus dem bekannten Übrigbleiben 
von Doppelbindungen im trockenen Leinöl, das deshalb noch Jod- 
zahlen liefert, folgt, daß die Ausdehnung der Autooxydationstheorie 
bei fetten Ölen über die Frage der Art der Sauerstoffaufnahme auf 
jene der Quantität des aufgenommenen Sauerstoffes untunlich war, 
ehe man Wußte, woher die als übertheoretisch zu betrachtende 
Höhe der praktisch gefundenen angeblich nur Sauerstoff aufnahme an- 
zeigenden Zahlen stammt, wenn man dabei nur berücksichtigt, daß 
während dieses Vorganges auch Abspaltungen von verschiedenen 
Betragen stattfinden, außerdem, daß die Reaktion auf colloidalem Wege 
verlangsambar ist und dadurch sogar unvollständig, also unter- 
theoretisch wird. Es muß also beim Trocknen fetter Öle noch etwas 
anderes aufgenommen werden als Sauerstoff, um diese anscheinend 
übertheoretischen ,ßauerstoffaufnahmezahlen't, richtig Gewichtszu- 
nahmehöchstzahlen zu liefern. Daher ist man auch über die ver- 
schiedenen Produkte, die durch Umlagerung der Peroxyde entstehen 
und unter dem Sammelnamen "Linoxyn" oder Oxyn des Leinöles 
zusammengefaßt werden, noch nicht ganz im Klaren. In Anlehnung 
an die Ergebnisse der künstlichen Oxydation der Leinölsauren durch 
Permanganat nach H a z u r a Wären als Endprodukte der Sauerstoff- 
anlagerung Di-, Tetra- und Hexaoxyglyceride der 01-, Linol- und 
Linolensaure zu betrachten. Sie konnten aber aus Leinölfilmen noch 
nicht einwandfrei, jedenfalls nicht alle isoliert Werden. Nach F a h  
r i o n entsteht zumindest kein Hexaoxyderivat. Daß die Oxydation 
nicht so glatt stattfindet, ergibt sich auch daraus, daß die Seifen des 
Linoxyns sehr dunkel gefärbt sind, während jene der bez. reinen 
Oxysauren farblos sind. Man nimmt an, daß Zwischenprodukte 
zwischen den Oxy- und Peroxyverbindtmgen, die sogen. Ketoxy- 
Verbindungen entstehen, von welchen H o l d e und M a r k u s s o n 5" 
einige fassen konnten: 
HQC 
 
CH 
Cl-H 
-rH2C-C 
vr HC 
 Ö  ö  dH ö 0'H O'H 
Paoxyverbindung Ketßxyverbindung Dioxyverbindung 
40
	        
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