stärkeren Rostens durch die wasserspeichernde Wirkung des Ölfilmes
ohne Weiteres gegeben. Dazu kommt, daß mit der Zahl der Schichten
die Menge der den Elektrolyten bildenden sauren Spaltprodukte des
Trockenvorganges Wächst. Möglich ist ferner, daß beim Naturver-
such auch noch der Farbstoff der untersten Schichte eine besonders
starke Potentialdifferenz zum Eisen verursachte. Daher wirken die
Gegenversuche nach B a n d 0 w nicht überzeugend. Immerhin geht
aus diesen Beobachtungen hervor, daß mehrere Anstrichschichten im
allgemeinen und unter besonderen Umständen besonders rost-
fördernd wirken können, sowie daß die letzte Erklärung des von
L i e b r e i c h beobachteten stärkeren Anrostens des Eisens durch
die unterste Farbschichte richtig sein kann, da Farbe nach dem Ver-
fahren L i e b r e i c h diese Erscheinungen nicht zeigt. Gerade diese
Feststellung legt aber den Schwerpunkt der Rostverhütung durch
Ölfarbenanstrich neuerdings auf die Qualität des Bindemittels und
führt zur Forderung, seine wasserspeichernde Wirkung und die An-
reicherung von Elektrolyten im gequollenen Farbfilm zu beschränken,
d. h. zum Versuch der Verbesserung des Leinöles nach diesen Rich-
tungen.
Die gegenwärtige Lage Deutschlands, in der Schutz des Eisens
eine EXlStenzfrage geworden ist, macht es erforderlich, die Rost-
Schutzfrage mit allen Mitteln zu fördern. Die dahin zielenden Ar-
beiten der letzten Jahre zeigen, daß diese lange mit ungenügenden
Mitteln behandelte Frage auch dem Vertreter der Wissenschaft nicht
geringe Anregung gibt, wenn auch das eigentliche Ziel, die Eisen-
rostverhütung, unerreicht blieb.
Aus diesen Betrachtungen folgt, daß die bisherige Normalfarben-
frage im allgemeinen und im besonderen als Normalölfarbenfrage so-
lange nicht gelöst ist, als man als Maßstab nur Stoffechtheit und Rein-
heit anwendet. Hier ist" eine Teilung nach Normalrostschutzfarben
zu treffen. Unter Mitberücksichtigung der Erfahrungen der Ver-
suchsanstalt läßt sich die Frage, was man unter Rostschutzfarben zu
verstehen hat, folgenderart beantworten:
Rostschutzfarben nennt man angeriebene Farben, die auf dem Eisen
Anstriche liefern, derart, daß sie in jedem Wetter ihren Zusammen-
hang behalten, also weder durch Wiedererweichen ablaufen, noch
springen, reißen oder abblättern; die ferner nicht selbst durch Quell-
fähigkeit Wasser an die Eisenoberiläche bringen; beim Trockenvorgang"
keine rostfördernden Produkte ausbilden und keinen rostfördernden
Farbstoff enthalten. Hieraus ergibt sich am besten, ob gewöhnliche
Ölfarbe eine wirksame Rostschutzfarbe sein kann. Betrachtet man
diese, so wird man zwischen inneren und äußeren Ursachen und Ver-
anlassungen zur Rostbildung unterscheiden. Die inneren sind wie
bei der Frühsprungsbildung zweierlei Art: Das Bindemittel fetter Öle
und der Farbstoff. Da ersteres ein Wasserspeicher ist, so ist klar,
daß die erste Maßnahme die Verringerung der Quellfähigkeit des
Bindemittels zu sein hat; bei den Farbstoffen die Erzielung von
Schutzwirkung durch Bildung möglichst wasserunempfindlicher
Seifen. Hiedurch scheiden sich die Farbstoffe, ehe ihre elektro-
lytische Rostförder- oder Schutzwirkung in Frage kommt, in zwei
Gruppen. Die nicht basischen sind dann nach letzterer Richtung zu
trennen. Zu den äußeren Veranlassungen des Rostschutzes zählt
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