Daß in der Tabelle von Walker ein Pariserblau die Bewertung
9-8 erhielt, steht im absoluten Widerspruch mit der Tabelle von
Cushman, wonach dieses ein rostfördernder Farbstoff sein soll.
Aus den Untersuchungen von Pellet-Jolivevs", Cherixm
und der Versuchsanstaltlsß ist bekannt, daß die Pariser-, Stah1- und
Miloriblaue sehr verschiedene Alkaligehalte besitzen. Hiernach
erklärt sich vielleicht die Bemerkung in der Tabelle von Cu shm an ,
daß gewisse Sorten von Pariserblau auch rostverzögernd wirken. In
der Versuchsanstalt wurde ermittelt, daß bei Cyaneisenblauen der
Alkaligehalt ein den Farbton, die Lichtechtheit und Zinkweißechtheit
dieser Farbstoffe fordernder, integrierender Bestandteil ist. Die
amerikanischen und deutschen Versuche über die Rostschutzwirkung
von Laugen und alkalisierenden Farbstoffen erklären also, daß ge-
wisse Sorten von Pariserblauen sich als rostschützend erwiesen dann,
wenn sie hohe Alkaligehalte hatten. Man wird also hierauf bei diesen
Farben künftig achten, wenn sie in Rostschutzfarben verwendet
werden sollen, d. h. nur Stahlblaue verwenden.
Zu den praktisch ausschlaggebenden Ergebnissen der amerikani-
schen Versuche gehört die Stellung, die darin die Bleimennige als
basischer Farbstoff mit der Benotung 8-9 erhielt. Hierdurch ist ihr
Wert als Grundiermaterial für Außenarbeiten neuerdings hervor-
gehoben. Glelchzeitig kann das hier gegebene Bild des Nutzens der
Bleifarben gegenüber den Bleiersatzfarben Zinkweiß und Lithopon
im Lichte der elekrolytischen Rosttheorie nicht überraschen und
wird bei Wetteranstrich zur Rückkehr zu den Bleifarben veranlassen.
Diese Ergebnisse zeigen aber auch, daß durch Seifenbildung allein,
wie beim Zinkweiß, kein dauernder Schutz im Wetter und damit
kein wirksamer Rostschutz erzielt werden kann, sowie daß Chromat-
bleifarben am wirksamsten schützen, obwohl sie nicht basisch sind.
Hier kommt auch das spez. Gewicht in Betracht. Bei diesen Farben
wächst die Dichte des Anstriches nach der Tiefe durch das Absetzen
des Farbstoffes in der Anstrichschichte. Die Stellung des Bleiweiß
zu den Chromatfarben und den stark alkalisierenden muß noch ge-
nauer festgelegt werden. Die schon von Raggm studierten Unter-
schiede in der hydrolytischen Zerlegbarkeit der Blei- und Zinkseifen
im Wetter sind ebenfalls schärfer zu erfassen und mit den Ergeb-
nissen der amerikanischen Versuche zu vergleichen. Auch bezüg-
l.ich des Graphites bestehen Unsicherheiten. Nach C u shm an ist
er rostfördernd, weil er mit dem Eisen ein Element bilden kann.
In der Tabelle der Wetterfestigkeiten erhielt er Benotungen über 5.
Wo die chemische Natur der Farbstoffe an sich keine genügende Er-
klarung für die Rostförderung liefert, wie bei Quarz, Glimmer, wird
die Lokalstromtheorie herangezogen, wonach Wasserstoffspeicherung
die Ursache des Weiterrostens des Eisens werde. Daß Ölfarben-
schichten Wasserstoff absorbieren, haben Wa 1 k e r und L e w i s
durch die Beobachtung nachgewiesen, daß zwischen lackierten und
nichtlackiertem Eisen elektrische Ströme fließen, die das ungestrichene
i" Die Theorie des Färbenrozesses, Dresden 1910, S. 2l9.
197 Etude sur les Blues de Prusse industrielles; Dissert. Lausanno 1908.
1" A. Eibner und Gerstacker , Der Reinheitsbezriff bei Malmaterialien ll. Über die tech-
nischen Cyaneisenblaue, Farbenztz. 17, Nr. 42-45.
1" Privatmitteiiunz.
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