Volltext: Über Fette, Öle, Leinölersatzmittel und Ölfarben

die Grundierung durchsetzen und so das Eisen freilegen. Ein der- 
artiger Farbstoff darf also weder für den Deckanstrich, noch für 
Grundierung verwendet werden. Nach dieser Richtung fehlten bis 
vor kurzem systematische Versuche so gut wie ganz. Von Lithopon 
wurde wahrscheinlich nur eine Sorte geprüft. Interessant ist auch 
der Unterschied zwischen Schwerspath und gefälltem Baryumsulfat, 
wonach letzteres wetterbeständiger ist. Dieser Unterschied beruht 
wahrscheinlich auf dem Korngrößenunterschied beider Farbstoffe. 
Der feinkörnige gefällte liefert den dichteren Anstrich. Lieb reich 
 verweist hier auf Untersuchungen von P e r r y , wonach Mischungen 
von Farbstoffen mit verschiedenen Korngrößen die Deckfähigkeit 
von Anstrichen erhöht. Beim L i t h o p o n trifft dies zu. Außerdem 
ist die Rißbildung hier geringer als beim Zinkweiß. Die Unter- 
schiede zwischen den pflasterbildenden Farbstoffen und den gegen 
das Olbindemittel indifferenten treten bei den amerikanischen Ver- 
suchen fast gar nicht zu Tage. Am stärksten fällt der Unterschied zwi- 
schen diesen Ergebnissen und jenen von Cushman beim Ultra- 
marin auf. Hier ist es ein rostverzögernder Farbstoff, dort hat er die 
schlechteste Wetterbeständigkeitsnote : o. Wenn also dieser Farbstoff 
keine wasserlöslichen Bestandteile enthält, die die Lösefähigkeit des 
Eisens erhöhen könnten und gegen dasselbe keine Potentialdifferenz 
zeigt, so kann sein Verhalten im Anstrich auf demselben im Wetter 
nur von seiner geringen Fähigkeit herrühren, die Wasserdichtigkeit 
des Anstriches zu fördern. Allbekannt ist die sogen. Ultramarin- 
k r a n k h e i t , d. h. die Eigenschaft von Ultramarinfarbenanstrichen, 
beim Altern blind zu werden. Nach P e t t e n k o f e r beruht sie auf 
der W a s s e r a n z i e h u n g durch diesen Farbstoff, die auch andere. 
wie Grünerden und Ocker zeigen. An diesem Beispiel zeigt sich, 
daß zwischen den Laboratoriumsversuchen von C u s h m a n und 
diesen Wetterproben Gleichartigkeit nicht besteht; daß also ein 
Farbstoff, der nach ersterem als rostschützend oder indifferent 
erscheint, beim praktischen Versuch wetterunecht sein kann und 
daher, weil er Undichtwerden der Farbdecke verursacht, rostför- 
dernd wirken muß. 
Dagegen finden die Ergebnisse der Wetterversuche von Walker, 
G a r d n e r und C u s h m a n zureichende Erklärung durch die in 
Amerika und Deutschland gemachten Erfahrungen über die passi- 
vierende Wirkung löslicher Chromate und von Laugen und Eisen. I" 
Hiernach müßte allerdings das Zinkgelb den besten Rostschutz bieten, 
falls sein Anstrich gleichzeitig wetterfest genug wäre, was gerade 
wegen seiner teilweisen Wasserlöslichkeit in Frage steht. Interes- 
sant und für die Praxis der Anstreicherei lehrreich ist, daß das  
Chromgrün, das bezüglich Lichtechtheit nicht ganz entspricht, hin- 
sichtlich Wetterbeständigkeit fast an erster Stelle steht. Hier wirkt 
wahrscheinlich der zweite Gemengteil Pariserblau als alkalihaltiger 
Farbstoff im gleichen Sinne, wie der Chromanteil, der seinerseits 
teilweise wasserlöslich werden müßte, um Schutzwirkung zu äußern. 
Es kann hier von Vorteil sein, die chemischen Einwirkungen von 
GemischeTderartiger Farbstoffe aufeinander näher zu studieren. 
 VII. die Untersuchungen von H ey n und B aue r. Mitt. d. MaL-PrüL-Amtes OroB-Lichterfelde 
190811910. Liebrelch, VIII. Int. Konzr. f. angcw. Chem., New York 1912, XII, S. 143- 
M u z d an, Ztschr. f. Elektrochcm. 9, 442 (1903). 
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