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Coburg.
SEIDMANNSDORF,
Kirche.
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ist, dass er hier die ganze schöne Kirche entstellt. [An der Westfront ist der
Dachanfall eines einstigen Vorbaues über dem runden Fenster erkcnnbaiz]
Im Innern zeigt die Kirche Einrichtung aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Im
Chor ist eine Orgelemporean der Ost- und Nord-Seite auf vertretenden Balken
etwas niedrig über dem Fussboden angeordnet; an der Brüstung der Nordseite
steht: 1778. Im Langhaus läuft ein 1. Emporengeschoss an der Nord-, West- und
Süd-Seite entlang; das 1. Geschoss ruht auf viereckigen, im Schafttheil durch Ab-
schrägung achteckigen Pfosten, von denen der 1. Pfosten der Südseite die Jahres-
zahl: 1538 zeigt (wohl Bauvollentlung der Kirche) und bogig geschnittenen (später
vereinfachten) Sattelhölzern. Ein Emporengeschoss an der Nord- und West-Seite
ruht auf stark geschwellten Holzpfeilern und bogig geschnittenen Sattelliölzern.
Alle Emporen haben einfach vertäfelte Brüstungen.
Die Wände der Kirche sind röthlich gestrichen, die Gewölbekappen und Lang-
haus-Decke bläulich, Rippen und Leisten weiss, Emporenstützen weiss, Brüstungen
weiss, mit grünen Füllungen im Chor, blauen im Langhaus und einigen Ornamenten
(larin. Die Farben sind schmutzig geworden. Die Kirche wurde im Innern 1883
erneuert.
Koch, sowie Lindner, Ansicht im Rathhaus zu Coburg.
Kanzel am südlichen Triumphbogen-Pfeiler, aus dem 16. Jahrhundert; auf
einem rechteckigen, im Schaft an den Vorderkanten abgeschrägten Wandpfeiler, der
oben rund, dann aber wieder mit rechteckiger Würfelplatte (Abakus) bedeckt ist,
ruht ein stark, in mehreren Gliedern (mit Kehlen, Karnies etc.) vortretcndes Trage-
stück, darauf die runde Kanzel mit kräftigem Fussgesims und einem ebensolchen,
durch Consolchen gezierten Deckgesims; die cylindrische Fläche dazwischen ist
durch Rahmen in vier Felder getheilt. welche je mit einem geflügelten Engelskopf
ZWlSClIGII Rosetten gefüllt sind. Stein, jetzt weiss mit Blau und etwas Gold gestrichen.
Taufstein, aus dem 16. Jahrhundert. [Fuss fehlt] Schaft aus dem Quadrat
in das Achteck übergeführt. Becken achteckig, im Aufriss über einem Leistchen
erst schräg ausladend, dann über einem Rundstäbchen würfelförmig; an der Schräg-
tläche ist ein Bogenfries mit Lilienspitzen über einem umgekehrten Bogenfries ge-
meisselt. Stein, weiss und blau überstrichen.
(Gruft unter den glatten Sandstein-Platten vor dem Altar, derer v. Branden-
stein auf Lützelbuch und Rögen, 1896 geöffnet, wieder zugemauert. Die Särge
enthielten die zum Theil gut erhaltenen Leichen in Kleidungen der Zeit um 1730
biS l74O. Pf. Fissmann, Mittheil.)
Taufschale, mit: rund, am Rand abwechselnd mit Rund-
högen und Zacken getrieben; Kupfer, gross (4715 cm Durchmesser).
Weinkänn chen, von: 1'763, seidelförmig, mit einigen Blättern gravirt; Zinn.
1. Kelch, aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Fuss n1it einem Fries
und einer Schnurlinie am Rand, rund, oben in sechs Blättern der Form: W
getrieben, zwischen den Kanten mit je drei an einem Stiel wachsenden Bohnen-
blättern getrieben, an einem der oberen Felder mit einem Crucitix (mit schräg an-
steigenden Seitenarmen des Kreuzes) belegt. Am Knauf sechs Würfel, gefüllt mit
Rosetten, dazwischen gravirte Maassiverke und Distelranken. Am runden Schaft
über bezw. unter dem Knauf: am g maria bezw. g gracia g pl. Silber, vergoldet;
18 cm hoch.