Coburg.
OOBURG,
Geschichtliche
Einleitung.
Zusammenhange stehen. Auch nach 1618 wusste er noch länger als ein Jahrzehnt
vorsichtig die Neutralität zu wahren. Zwar konnte er als Reichsfürst nicht ver-
meiden, dass seit 1620 fast alljährlich Truppendurchzüge der Kaiserlichen und ihrer
Verbündeten sein Land belästigten, aber mochte auch die Verpflegung dieser Heer-
schaaren den Aemtern und Städten grosse Unkosten bereiten und die zügellose
Raubsucht der Soldaten manchen Schaden stiften, das Land, das sich in Folge der
langen, vorausgegangenen Friedenszeit oüenbar einer nicht unbedeutenden Wohl-
habenheit erfreute, konnte dies ohne allzu grosses Seufzen ertragen. Doch der
Erlass des Restitutionsedikts von Seiten des Kaisers 1629, durch das sich alle
protestantischen Fürsten aufs Aeusserste bedroht fühlen mussten, zwang endlich
auch den Herzog, im Kampfc Partei zu ergreifen. Im Frühjahr 1631 nahm er an
dem Convent in Leipzig theil, und wenn auch die Beschlüsse dieser Fürsten-
versammlung der festen Entschlossenheit und rücksichtslosen Thatkraft entbehrten,
immerhin hatte er jetzt gegen den Kaiser Stellung genommen. Er musste darum
dessen Feindschaft gewärtigen und, wie Kursachsen. Anschluss an Gustav Adolf
suchen.
Schon im Herbst 1632 sollte das Kriegswetter mit voller Wucht auf sein
Land hereinbrechen. Nachdem Wallenstein den Sturm Gustav Adolfs auf sein
wohlverschanztes Lager bei der alten Veste in der Nahe von Fürth siegreich ab-
geschlagen hatte, brach er am 21. September im Verein mit Kurfürst Maxi-
milian von Bayern nach Norden auf, um über Coburg nach Sachsen zu ziehen.
Am 28. September erschienen die Feinde vor der Stadt, deren Thore und Mauern
von einem Theil der schwedischen Besatzung auf der Veste und von den beiden
Bürgercompagnien besetzt gehalten wurden, und begannen, nachdem unkluger
Weise von einem Thor auf einen Parlamentar geschossen worden war, sofort von
Südosten her, von dem die Stadt überragenden (ialgenberg aus, unter lebhaftem
Feuern den Angriff. Indess kam es zu keinem wirklichen Sturm; man begann zu
unterhandeln, aber noch ehe die eigentliche Capitulation abgeschlossen war, drang
der kaiserliche Oberst Becker mit seinen Leuten unversehens, wahrscheinlich
durch das Hahnthor, in die Stadt. Wallenstein, der sein Quartier in Ketschen-
(lorf, in einem vor etwa 40 Jahren noch vorhandenen Landhause eines begüterten
Coburger Kaufmanns genommen hatte, verlangte Auslieferung der Waffen, Oeffnung
des fürstlichen Zeughauses und die Hälfte des in der Stadt vorhandenen Lebensmittel-
vorraths nebst allem von den Bauern dahin getlüchteten Vieh; dafür stellte er Schonung
der Stadt in Aussicht. Aber dies Versprechen des Feldherrn wurde trotz der erfüllten
Bedingungen nicht gehalten; vielmehr wurde zunächst das Residenzschloss des Her-
zogs, der sich noch vor dem Einbruch des Feindes nach Schloss Tenneberg bei Gotha
begeben hatte, geplündert und zugleich viele Habe der Bürger geraubt, die sie dahin
in dem Glauben, es sei dort der sicherste Ort, geflüchtet hatten. Von da zerstreuten
sich die Soldaten, um in den Hausern der Stadt nach weiterer Beute zu suchen.
S0 gross auch die Angst und Verwirrung der Bürger und der angestiftete
Schaden war, immerhin erfuhr die Stadt doch keine eigentliche Verwüstung, was
man möglicher Weise der Anwesenheit des Kurfürsten Maximilian zu danken
hatte. Dieser hatte seine Wohnung in Coburg selbst genommen, in dem Hause
Steinweg Nr. 15, das damals nach einem Brande eben neu erbaut war und in dem
nachmals 1814 der bekannte Germanist Karl Frommann. weiland Director des